Das Tuxer Tal wird geprägt vom Olperer, seinem “Hausberg”. Doch auch wenn man ihn nicht besteigt – was ich übrigens auch nicht getan habe, denn der Olperer ist kein Wandergipfel – gibt es in und um das Tal viel zu erleben und entdecken.
Mein Aufenthalt im Tuxer Tal fand in den heißen Sommertagen statt, als man mühselig etwas Abkühlung suchte und übergroße Anstrengungen vermeiden wollte. Ich fand sie im Zillertal, genauer gesagt, in seiner Fortsetzung, dem Tuxer Tal. Wieder mal. Das halbe Dutzend Ziller- und Tuxer-Tal-Aufenthalte habe ich sicher schon erreicht.
Von den ersten Dörfern im Zillertal bis ins hinterste Tuxer Tal habe ich alles schon mal angesehen. Dieses Mal war ich erneut fast ganz “hinten”, in Vorderlanersbach. Von dort aus erkundete ich wieder einmal die Bergwelt in diesem wohl zu den berühmtesten österreichischen Tälern gehörenden Gebiet.
Sagte ich schon was zum heißen Sommer? Ja, sicher. Deshalb zog es mich auf die Höhe. Dort lockten die Torseen. Sie lockten mich schon vor Jahren. Aber da kam kurz vor Urlaubsschluss etwas dazwischen, was sich im Sommer 2018 viele erhofften: Regenwetter. Und aus wars mit den Torseen. Das verzieh ich dem Berggott lange Zeit nicht. Nun sollte der Traum aber Wirklichkeit werden, es klappte.
Zu den Torseen im Tuxer Tal
Die beste Möglichkeit, um zu dieser wunderschönen Seenlandschaft zu kommen, ist die Auffahrt mit der Eggbahn, dann über das Beil und die Gruiblspitze, mit Zwischenanstiegen. Uiuiui, und das bei 35 °C unten, oben zwar weniger, aber trotzdem. Wir hatten zwar noch Sommer, Hochsommer sogar, aber man merkte, der Zenit im Jahresverlauf war überschritten: Schwalbenschwanzenzian, Haus- bzw. Dachwurz und Deutscher Enzian waren bereits zu sehen, von den anderen Pflanzen oft nur verblühte Reste.
Bei der Eggalmbahn begann dann gleich ein Anstieg, immer mit Blick auf den Hintertuxer Gletscher. Ein Güterweg führte meist mäßig ansteigend in Serpentinen aufwärts. Später geht er in einen Steig über und wurde auch etwas steiler. Nach einem Grat mit links und rechts steilem Abwärts stand ich dann nach 1 ½ Stunden auf dem Gipfel der Grüblspitze – Aussicht vom Feinsten, hinüber zur Hintertuxer Bergwelt.
Danach ging es etwas hinab zum Zilljöchl, dann aber wieder steil hinauf zum Ramsjoch; hier überraschte ein weiteres Gipfelkreuz, das den Tuxer Stammgästen gewidmet ist: modern gestaltet, aus Stahl, mit dem Schriftzug “Tux”. Hier befand ich mich an der höchsten Stelle der Tour. Das Torjoch und die Torwand oberhalb der Seen erweckten einen wilden Eindruck. Passend dazu stieg ich durch ein grauslich anmutendes Schotterkar am Abhang zwischen Zinten und Torspitze abwärts zu den Torseen – von oben waren sie ja schon zu sehen. Hier rastete eine Wandergruppe, aber das waren auch fast die letzten Wanderer, die ich auf dieser Tour sah.
Aber die Torseen mögen mich nicht: Heute zogen genau in dem Moment, als ich am Ramsjoch stand, Wolken auf. Und ein See im Trüben – das ist auch kein erbaulicher Anblick. Trotzdem hatte ich aber noch Glück: Die beste aller Ehefrauen, die woanders unterwegs war, wurde gewaltig durchgewaschen.
Trotz allem aber: Der große Torsee ist ein idyllischer Bergsee, sein Ufer gesäumt von Wollgras und mit einer großartigen Gebirgsumrahmung.
Ist erstmal die Hos‘ verschmiert, geht sich’s völlig ungeniert …
Nach etwas bergauf war bei zwei Hütten und einem Wegweiser bald wieder, und zwar ein letztes Mal, eine Höhe erreicht, ab jetzt ging es fast nur noch bergab. Den Weg durch die Nasse Tux säumten Bäche, Wasserfälle und feuchte Stellen – die Hose sah hinterher auch dementsprechend aus. “Nomen est omen” halt. Überall rauschte, spritzte und gurgelte es. Es gab Wasserfälle, Kaskaden und Bergbäche zu sehen – und die Murmeltiere pfiffen dazu, dass es eine Lust war. Nach rund einer Stunde erreichte ich ein paar Hütten. Hier wies der Wegweiser nach rechts, hinab zu weiteren Hütten und dort nach links. Nun wanderte ich auf dem Güterweg abwärts bis vor die Nasse Tuxalm. Hier hielt ich mich links und erreichte nach einiger Zeit das Gasthaus Geislerhof.
Der Weg führte auf dem Zufahrtssträßchen abwärts bis vor Gebäude, darunter das Haus Olpererblick. Hier folgte ich dem Wegweiser nach rechts. Es ging hinab zu einer Skilift-Talstation und einem winters geöffneten Gasthaus, dem Vogelnest. Vor der Talstation folgte ich Weg 315 nach links bis vor den Bach; an ihm entlang wanderte ich nun erst links, dann rechts des Wassers – jetzt wieder auf einem Pfad. Ab und zu wurden feuchte Stellen auf Holzbohlen überquert. Nach einem Flurkreuz ging es durch Wiesen mit Heuhütten, danach kam ich nach Gramais.
Diese Siedlung mit den wunderschönen alten Holzhäusern – schon sie allein eine Wanderung wert – kannte ich noch von früher. Nach der Rosenkranzkapelle folgte ich einfach blind der Wanderwegbeschilderung und ging auf schmalem Pfad immer abwärts. Nach Gramais geht es durch den Wald, dann durch Wiesen zurück zur Talstation der Eggalmbahn.
Almenrunde um das Bergsteigerdorf Ginzling
Ginzling gehört seit 2004 zu den vom Österreichischen Alpenverein ausgezeichneten Bergsteigerdörfern. Dabei sollen Impulse zur Förderung von nachhaltigen, ökologisch orientierten Tourismusformen gegeben werden. Die Dörfer sollen ein professionelles Tourismusangebot für Bergsteiger bieten; sie weisen eine hohe Landschafts- und Umweltqualität auf und setzen sich für die Bewahrung der örtlichen Kultur- und Naturwerte ein.
Ich habe Ginzling also einen Besuch abgestattet. Eine der empfehlenswerten Wanderungen die hier möglich sind führt hinauf zu den Almen. Weitblicke garantiert. Das eher schlecht angekündigte Wetter ließ auf sich warten, und so schwitzte ich vor mich hin …
Danach stand ein Besuch im Naturparkhaus auf dem Programm. Die Verantwortlichen dort haben sich bemüht, das muss man sagen. Berge, Gletscher und eine interessante Geschichte drumherum. Die Ausstellung ist zwar klein, aber interessant.
Zudem habe ich mir noch eine Sehenswürdigkeit von Tux angeschaut: Im denkmalgeschützten Mehlerhaus wird eine Ausstellung zum Tuxer Hausberg Olperer (3270 m) gezeigt. Dabei gibt es faszinierende Ausstellungsstücke zu bestaunen! Der schöne, pyramidenförmige Berg wurde 1867 von Paul Grohmann und anderen zum ersten Mal bestiegen. Auch das Früher und Heute der alpinen Geschichte und des Bergsteigens hier ist zu sehen. Leider aber – an diesem Tag war die Ausstellung geschlossen. Aber auch von außen ist das Mehlerhaus eine Sehenswürdigkeit.
Panoramapracht: auf dem Moorlehrweg
Meine ersten Tuxer Tage waren von Anstiegen, Schwitzen und nochmal Schwitzen geprägt. Am letzten Tag wollte ich es gemütlicher angehen lassen. Meine Wirtin empfahl mir den Moorlehrweg oberhalb von Finkenberg.
Nun kennt man ja Moor- und andere Lehrwege zur Genüge. Aber so hoch oben auf dem Berg? Musste was besonderes sein, dachte ich mir. Und ließ mich von den Finkenberger Almbahnen hinauf zum Penkenjoch tragen. Hier kann man auf zwei Felsköpfe steigen, die einem die ganze Pracht der Zillertaler und Tuxer Bergwelt vor Augen führen. Viel schöner kann es auch auf einem höheren Gipfel kaum sein.
Der Weiterweg zuerst hoch oben entpuppte sich als Panoramaweg der herrlichsten Sorte. Da es relativ eben dahin ging und der Weg einfach war, konnte ich mich ganz dem Genuss hingeben. Irgendwann einmal musste ich aber auf einem Pfad absteigen zu einem Weg, der unterhalb parallel verlief – das war der Moorlehrweg. Auf ihm ging es wieder zurück. Das Panorama war zwar unverändert, aber jetzt kamen noch zahlreiche Almhütten aus schwarz verbranntem Holz ins Spiel.
Steilvorlage für den Fotografen nach dem Motto: “Vordergrund macht Bild gesund”. Und so plätscherte die Zeit dahin. Gehen, stehen, schauen, fotografieren, gehen, stehen … Man glaubt nicht, wie viel Zeit man vertrödeln kann, wenn man so ein prachtvolles Panorama vor sich hat. Irgendwann einmal lag aber die Mittelstation der Bahn unterhalb des Weges und kündete nicht nur vom Ende dieses Wanderung und dieses Wandertages, sondern auch der gesamten Tuxer Wandertage.
Weitere Informationen:
Unterkunft: Hotel Forelle****, Vorderlanersbach 296, A 6293 Tux. Mit eigenem Fischgewässer.
Empfohlene Wanderkarte: Kompass 037 Mayrhofen Tuxer Tal Zillergrund, 1:35 000
Tourismusverband Tux-Finkenberg
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