“Saalbach-Hinterglemm, das ist doch eines von den Winter-Eldorados im Salzburger Land?” – “Stimmt. Aber auch ein Wander-Eldorado par excellence!” So ähnlich könnte ein Gespräch zwischen zwei Urlaubern vor oder nach einer Reise ablaufen. Stimmt. Stimmt beides.
Skifahrer kennen den Ort an der Quelle der Saalach als wunderbares Abfahrtsgelände. Klar – steile Berge, Almflächen, über die es sich wunderbar abfahren lässt. Aber: gerade diese Landschaft mit den großen Almwiesen ist auch ein herrliches Wandergebiet.
Über 400 Kilometer Wanderwege werden gepflegt. Als Pfade, über Stock und Stein, vorbei an wunderschönen Bergsee, glasklar und das Blau des Himmels widerspiegelnd und in atemberaubender Landschaft geht es höher und höher, dem Gipfel entgegen. Oben erwartet einen Aussicht pur: Auf der einen Seite die Kitzbüheler und Pinzgauer Grasberge, auf der anderen schroffe Berge, die Leoganger und die Loferer Steinberge, die Reiteralpe, bis hin zu den Eisriesen der Hohen Tauern.
Zahlreiche Aufstiegshilfen bringen den Wanderer auf die Höhe. Und ist man erst mal oben, über der Waldgrenze, dann bietet sich Aussicht satt. Die Wandertouren führen ohne große Schwierigkeiten und mit nicht mehr allzugroßen Aufstiegen durch eine Landschaft, für die das Wort Aussicht das einzig zutreffende ist.
Wir kannten das Gebiet schon von einem früheren Aufenthalt. So war die Vorfreude groß. Ebenso auf das Gartenhotel Theresia, welches bereits 2001 das erste Hotel im SalzburgerLand war, das bio-zertifiziert wurde.
Aussichtsgipfel mit 360°-Rundumblick: Reiterkogel
Gleich die erste Tour führte zum Reiterkogel, der wie alle anderen Gipfel im Rund um den Ort einen herrlichen 360°-Rundumblick bietet. Zur Talstation waren es zu Fuß nur ein paar Minuten, und schon schwebten wir gemütlich hinauf. Ein ebenso gemütlicher Weg führte zur Reiteralm. Vor dieser noch erwartete uns mit dem außergewöhnlich reichhaltigen und schön angelegten Heilkräuterweg eine kleine Attraktion. Auch wenn es von der Jahreszeit her zu spät war, um die Heilkräuter in der Blüte-, Wachstums- oder Erntezeit zu erleben, so erhielten wir doch einen recht guten Eindruck von der Anlage. Über 80 heimischen Pflanzen wurden hier angepflanzt. Man erfährt, welche Pflanzen giftig sind oder welche Kräuter im Bereich der Medizin und Küche Anwendung finden. Eine hochinteressante und sogar kostenlose (!) Broschüre beschreibt die Pflanzen ausführlich.
Die Aussicht hinab ins Tal des zweiten großes Flusses des Salzburger Landes, der Saalach, war grandios: Man sah die umliegende Bergwelt, aber alles durch Wolken- und Nebelfetzen verziert. Von der Reiteralm zweigt der Weg zum Reiterkogel ab. Zuerst in den Wald, ein recht urtümliches Gebiet mit umgestürzten und bemoosten Bäumen, die ein zweites Leben als Nahrungsquelle für allerlei Kleingetier darstellen.
Aufpassen musste man allerdings, denn der markierte Weg und der niedergetrampelte waren nicht immer dieselben. Egal, irgendwie ging es aufwärts und ab dem oberen Waldende war das eh kein Problem mehr: Nun ging es über weite Almwiesen und mit immer schöner werdenden Aussicht hinauf zum Gipfelkreuz des Reiterkogels.
Welche Überraschung
Leute ohne Ende, die den Weg wohl von der anderen Seite her begangen waren. Sie mussten nun allerdings den steilen Abstieg zur Reiteralm nehmen; ist wohl die unangenehmere Variante. Wir allerdings genossen nun erst mal den Rundumblick, zumal die Nebel- und Wolkenschwaden in Auflösung begriffen waren und die Sicht immer schöner wurde. Rundumblick heißt, von links nach rechts, von Norden über Osten nach Süden bis zum Talschluss des Saalachtales im Westen: Chiemgauer Alpen, Loferer Steinberge, Reiteralpe, Leoganger Steinberge, Steinernes Meer, Niedere Tauern, Hohe Tauern.
Nun kam der gemütlichere Teil der Wanderung: Ein Fahrweg führt immer sanft, später etwas steiler, hinab zur Roßwaldhütte. Als Variante zweigten wir nach dem ersten Steilabfall nach dem Gipfel ab auf den mit “Kammweg Hasenauer Köpfl” bezeichneten Steig. Er führt zwar parallel zum Fahrweg, aber doch als Natursteig interessanter weiter. Auch die Sicht von ihm war, da höher, wohl besser.
Später landete man aber doch auf dem Fahrweg. Dieser ging nun in Serpentinen über und wurde steiler. Vorbei an einer kleinen Kapelle führte er zur Roßwaldhütte. Eine halbe Stunde noch, und die Bergstation zur Talfahrt war erreicht. Auf dieser Strecke erhielten wir aber einen guten Eindruck vom Abenteuerweg Kodok, der für Kinder konzipiert ist und ihnen anscheinend viel Spaß macht, wie wir bei den Kindern, denen wir begegneten, erleben durften.
Kleines Vergnügungszentrum und Almwandern
Die an Almwiesen reiche Gegend um Saalbach-Hinterglemm aus bietet sich nicht nur für ausgedehnte Almwanderungen an. Man findet im Talschluss auch ein kleines “Vergnügungszentrum”: Die “Golden Gate Bridge” schwingt sich hoch über dem Boden über das Tal, bei ihr, dem “Baumzipfelweg” und beim benachbarten Hochseilpark sollte man zwar schwindelfrei sein, braucht aber keine Angst zu haben, denn man ist bestens abgesichert. Dass dieses Unterhaltungsangebot ankommt, sieht man an den Scharen von “Hochseilartisten”, die hier unterwegs sind.
Wer jedoch die Almenwelt erobern will hält sich an den Wegweiser zur Forsthofalm. In vielen Serpentinen und mit viel Aussicht über die ganze Länge des Saalachtales wandert man zu der urigen Alm am Abhang des Staffkogels; eine Alm, wie man sie sich vorstellt.
Ein Holzgebäude, mit Arbeitsgegenständen und Milchkannen drumherum, Kühe in den Wiesen und Pferden mit Schmusedefizit, die aus dem Weg gestreichelt werden wollen. Hier ist gut sein und rasten.
Grandioser Tristkogel
Hinter der Alm zweigt der Steig Richtung Ossmannalm ab. Es geht immer sanft aufwärts, im Rückblick hat man das Dach der Alm und das Saalachtal vor sich und vor einem bauen sich die Berge des grandiosen Talschlusses auf: Eine dramatisch und fast senkrecht abfallende Felswand mit Wasserfällen, darüber wieder Berge mit Gras. Der schön geformte Bergzacken vor einem ist der Tristkogel, von der Form her eine Art Matterhorn, nur eben nicht aus Fels, sondern grasbewachsen.
Am Talschluss passiert man die Saalalm mit ihrem Wasserfall. Die Quellen und Bäche oberhalb bilden die Saalach, die ein gutes Stück durch das SalzburgerLand fließt. Von hier aus kann man gemütlich bergab schlendern. Nicht lange und die Lindlingalm liegt wieder im Blickfeld. Vorbei am Teufelswasser erreicht man die Gaststätte. Außer eine Einkehr kann man sich jetzt immer noch im Hochseilpark vergnügen oder die Golden Gate Bridge begehen. Und man muss sich überlegen, ob man mit dem Talschlusszug zum Parkplatz fährt oder die kurze Strecke wandert – und sich dabei immer wieder umdreht, weil der Talschluss mit dem Staffkogel und dem Tristkogel gar zu schön ist.
Panoramatour auf den Reichkendlkopf
Eine empfehlenswerte Tour, die verschiedentlich ausgebaut werden kann und in den kürzeren Varianten auch familien- und kindergeeignet ist, verläuft auf der Nordseite des Tals. Dabei bieten sich weite Blicke in die Umgebung, zu den bayerischen Bergen bis zum Chiemgau, zu den Hohen Tauern wo sogar Großglockner und Großvenediger zu sehen sind. So groß ist die Zahl der Berggipfel, dass sie nicht nur kaum zu zählen, sondern noch viel weniger aufzuzählen sind. So lassen wir es mal mit dieser schwärmerischen Betrachtung bewenden.
Man startet dabei bei der Bergstation der Reiterkogelbahn und folgt einfach dem Wanderweg hinauf zum Reiterkogel. Nach rund einer Stunde ist man da. Nun lässt man einfach die überwältigende Fernsicht erstmal auf sich wirken. Danach kommt die Frage, was tun? Wer schon genug hat steigt wieder hinab und kehrt vielleicht in der Hütte ein. Mit eine weiteren guten Stunde ist man aber zum Reichkendlkopf marschiert. Der Weg führt mit leichtem Auf und Ab teilweise am Kamm entlang, wahlweise auch auf einem breiten Almweg, und ist für jedermann gut machbar. Auch jetzt könnte man absteigen. Wäre aber schade. Weiter am Kamm entlang geht es zum Spieleckkogel. Damit hätte man eine der schönsten Wanderungen um Saalbach Hinterglemm absolviert. Nun kann man nach Lengau absteigen und mit dem Bus zurück fahren. Weiter ginge es noch zur Sonnspitze, die schon von ihrem Namen her in den sonnigen Bergen von Saalbach Hinterglemm “gemacht” werden muss. Von hier aus steigt man ab zur Lindlingalm, fährt vielleicht mit dem Talschlusszug nach Lengau und von dort ebenfalls mit dem Bus zurück.
Zu den Hacklberger Seen
Wasser lockt immer, jung und alt. Und mit den Hacklberger Seen besitzt Saalbach Hinterglemm eine richtige “Seenplatte”, die in einer schönen Tagestour erlebbar sind. Dabei wandert man sogar zum Teil auf dem “Pinzgauer Spaziergang” Als Genusswanderer nimmt man auch hier die Bergbahn zu Hilfe, in diesem Fall die Bahn zum Schattberg. Von dort kann man sogar eine Rundwanderung machen, ohne direkt ins Tal absteigen zu müssen. Eine der Möglichkeiten führt über den Stemmerkogel zum Saalbachkogel und hinab zum Seetörl. Rechts sieht man hier schon den ersten See. Hinter ihm, westlich, findet man den zweiten, etwas kleineren. Weitere kleinere Lacken liegen auf dem Weg. Von hier steigt man ab zur Hacklberger Alm, die sich zur Einkehr anbietet und von dort aus geht es wieder etwas hinauf zur Bergstation.
Die SEVEN SUMMITS of Saalbach Hinterglemm
Wohl jedem, der sich mit den Bergen befasst, sind die Seven Summits ein der verschiedenen Kontinente ein Begriff. Hier gibt es aber die Seven Summits of Saalbach Hinterglemm. So wird eine fast 24 Kilometer lange Bergtour über die höchsten Gipfel des Glemmtals genannt, mit alpinem Charakter und massiven 1413 Höhenmetern; eine Tour für hartgesottene Individualisten und körperlich fitte Alpinisten. Die Route verläuft stets über der 2000er-Grenze und liefert grandiose Ausblicke. Mit dem virtuellen Gipfelbuch der Smartphone Summit Lynx App können Freunde und Familie von zu Hause aus die Tour live mitverfolgen und erhalten Insidertipps aus der Region. Ausgangspunkt für die Tour ist die Bergstation des Schattberg X-Press.
Wandern mit Informationsgewinn
Wer es etwas gemütlicher mag, findet in Saalbach Hinterglemm auch schöne Panoramawanderungen oder den Einstieg zum beliebten Pinzgauer Spaziergang von Saalbach Hinterglemm nach Zell am See.
Genusswanderer kommen auch am Zwölferkogel auf ihre Kosten. Bewegung und Wissen kombiniert der Heimat- Rundweg. Hier gibt es Interessantes über die Geschichte des Glemmtals und seine Entwicklung vom armen Bergbauerndorf zu einem Tourismusort mit internationaler Bedeutung nachzulesen. Spannende Sagen und Geschichten entführen zudem in die bewegte Vergangenheit.
Direkt an der Reiteralm finden Naturfreunde den liebevoll gestalteten Heilkräuter- und Alpenblumenweg mit über 200 heimischen Pflanzen, ein eigener “Heilkräuterfolder” liefert detaillierte Informationen dazu.
Auf dem Weg dorthin, kommen Wanderer an einem der schön angelegten Speicherteiche vorbei.
Mehr Informationen:
Unterkunftstipp: Gartenhotel Theresia****s, 1. zertifiziertes Biohotel im SalzburgerLand
Tourismusverband Saalbach-Hinterglemm