Eigentlich sollte man ja jedes Jahr hierher kommen. Winters, sommers, mit Kindern, zum Ski fahren, zum Wandern. Schafft man aber nicht. Aber zumindest alle paar Jahre mal. Hierher fahren den Drei-Dörfer-Ort Serfaus-Fiss-Ladis im Tiroler Oberland.
Skifahren tue ich nicht, kleine Kinder – für die hier sehr viel getan wird – habe ich auch nicht mehr. Aber Wandern, und das in aller Ausgiebigkeit, dafür bin ich zu haben. Und so habe ich das Gebiet schon einmal kennen und lieben gelernt.
Von damals her hatte ich nur himmlisches Blau am Himmel im Kopf, so dass ich fast dachte, was anderes gibt es hier gar nicht. Klar, die “blaue Silvretta” ist gar nicht so weit weg. Auch dieses Mal schien es so zu werden, hatte ich bei der Ankunft den Eindruck. Nach etwas Regen auf der Anfahrt waren auch hier die Straßen noch leicht nass, aber der Himmelsplanet schien schon wieder, trocknete alles rasch und die Restwolken um die Berggipfel lösten sich schon wieder auf.
Serfaus-Fiss-Ladis – viel für den Besucher
Auf einem sonnigen Hochplateau über dem oberen Tiroler Inntal auf 1200 bis 1400 Metern Höhe gelegen, begeistern die drei historischen Dörfer Serfaus, Fiss und Ladis mit einer idyllischen Urlaubskulisse, umrahmt von nur mehrfach als familienfreundlichste Region der Alpen ausgezeichnet, hier findet man auch eine ganze Reihe kostenlos zu nützender Aufstiegshilfen – ich sage immer, ÖPNV in den Alpen – sowie Berg(wander)ziele jeglicher Schwierigkeitsgrade. Auch Mountainbiken ist ein Thema: Der Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis lockt Einsteiger und Fortgeschrittene mit Strecken in verschiedenen Schwierigkeitsstufen.
Für mich ging es aber gleich in die Berge. Was in diesen Orten ganz einfach ist. Eine Seilbahndichte gibt es hier, wie man sie sonst wohl kaum findet. Hier rauf, dort runter, dazwischen etwas marschieren, dann wieder anderswo rauf und noch woanders wieder runter. Seilbahnen sind hier quasi der Öffentliche Nahverkehr. Wie man anderswo Bus oder Straßenbahn fährt um von A nach B zu kommen, so fährt man hier mit Aufstiegshilfen. Eine feine Sache und für Gäste kostenlos. Das muss man natürlich ausnützen. Die Zeit, die man beim Aufstieg spart, kann man dafür unterwegs, oben, besser nützen. Das heißt für den Bergwanderer, dass er unendliche Möglichkeiten hat, Touren zu kombinieren, Strecken zu gehen, die ohne diese Möglichkeiten nicht machbar wären und dass er schnell auf der Höhe ist, um dann gleich mit der Bergwanderung anfangen zu können.
Also hinauf. Nach der üblichen Gipfelstationinfrastruktur – für Kinder ein Paradies – ging es kurz durch Wiesen mit Orchideen, Wollgras und Glockenblumen – zum Glück am Tag meiner Tour noch ungemäht – dann in den Wald ein.
Aber was für ein Wald! Ein kleines Bergsturzgebiet, voll mit riesigen Felsbrocken, dazwischen markante, urig geformte Bäume, die wohl schon einiges hinter sich haben. Man könnte fast sagen, ein Märchenwald. Man würde sich nicht wundern, tauchte ein Zwerg oder eine Elfe – oder gar eine Hexe? – aus der verwunschenen Natur auf.
Traumweg durch Wiesen mit grandiosem Panorama
Vorbei an Wässerchen, danach wieder durch blühende Wiesen und mit herrlichem Panorama; kein Wunder, steht doch am Tiergehege der Name “Panorama Genussweg” angeschrieben. Die ganze Bergwelt auf der anderen Seite des Inntals war zu sehen.
Eine Viertelstunde später, und die Bergstation der Waldbahn war erreicht. Sie sollte ich heute noch einmal sehen. Jetzt hieß die Richtung “Komperdell Kölner Hütte”. Kurz danach kam man wieder in den Wald – schattig zum Glück, muss ich sagen, obwohl es noch relativ früh am Morgen war. Aber schon recht warm und schwül.
Der Wald hörte auf, und jetzt begann ein Traum: Der Weg schlängelte sich fast eben am Hang entlang, rechts ging es hinauf zum Gipfelkamm, links fiel es ab, ich war von blühenden Wiesen umgeben und irgendwo hörte man immer Wasser. Das Rauschen und auch die querenden Bächlein, dazu noch das auf feuchten Untergrund hinweisende Wollgras und das Schilf wiesen darauf hin, dass die Wiesen nass waren. Sie machten auf die nächste Besonderheit aufmerksam, den Waalweg.
Ein Waalweg wie im Vinschgau
Vor einem bauten sich die teilweise noch schneebedeckten Berge auf, eine Berglandschaft also wie geschaffen für den gemütlichen Wanderer. Meist war ich alleine unterwegs, nur ab und zu begegnete ich einem oder mehreren anderen Wanderern. Manche bummelten, andere hatten es aber eilig, als müssten sie noch schnell zu einer Aufsichtsratssitzung.
Es ging an einem Flurkreuz mit überdachtem Rastplatz vorbei und schließlich erreichte man fast die Bergbahnen von der Komperdellhöhe. Vorher noch ging aber links der Waalweg ab – ein Hinweis auf den gar nicht so weit entfernten Vinschgau in Südtirol. Nun floss – meist – ein wild rauschender Bach neben dem Weg. In den Waldstücken waren weitere urige, uralte Bäume zu sehen: Die Natur zeigte einfach, was in ihr steckt.
Über Buckelwiesen zu den Erdpyramiden
Durch eine Landschaft mit Buckelwiesen und vorbei an alten Heuschobern mit sonnenverbrannten Balken kam ich zum Leithe Wirt, einer beliebten Einkehrstation. Nun musste ich entscheiden: Entweder noch kurz geradeaus, dann weiter Richtung Serfaus durch die Wiesen oder doch runter nach Fiss und von dort durch die buckelige Wiesenlandschaft der Serfauser Wiesen zurück? Oder doch auf dem Thaleweg gleich runter nach Serfaus? Dafür entschied ich mich, die Serfauser Wiesen gibt es auch bei meinem nächsten Besuch noch.
Mit viel Aussicht, aber recht steil ging es nun in Serpentinen hinab nach Serfaus. Rechts des Weges lag eine geologische Besonderheit: Erdpyramiden, wie man sie eher von Südtirol, vom Ritten her, kennt. Gleiches Aussehen, gleiche geologische Geschichte.
Fehler beim Umsteigen
Danach stand ich vor den Talstationen der Bahnen. Und machte einen Fehler, den ich aber nicht bereute. Eigentlich wollte ich mit dem Sunliner zur Waldbahn wieder hinauf fahren, stieg aber versehentlich in die Komperdellbahn ein. Nicht schlimm – kost‘ ja nichts, dachte ich mir, als ich es, zu spät, merkte. Dafür konnte ich die Aussicht auf der Komperdellhöhe genießen. Und um die Sache voll zu machen, Zeit hatte ich ja, fuhr ich noch hinauf zum Lazidkopf. Hier war man den noch Schnee bedeckten Bergriesen schon recht nahe.
Dann passte ich aber auf und fuhr, mit verschiedenen Bahnen, auf und ab, wie eben so im ÖPNV üblich, zurück ins Quartier.
Auf dem Alpenrosenweg
Alpenrosen haben ja immer einen schönen Klang. So wie Edelweiß und Enzian wecken sie alpine Sehnsüchte. Und deshalb war es für mich keine Frage, auf dem Alpenrosenweg zu wandern. Wie praktisch, dass Wanderführerin Karo genau eine solche Wanderung anboten. Da hörte ich mich nicht nein sagen …
Zuerst Aussicht vom Feinsten
Und so fuhr ich also mit einer kleinen Gruppe und Karo aufs Fisser Joch. Von dort aus führte ein kleiner Steig noch etwas hinauf zum Schönjöchl, das fast genau auf 2500 Meter liegt. Ab der Bergstation war die Aussicht „zum Finger abschlecken“. In alle Richtungen, vor allem aber nach Nord(west) und nach Süd(ost) reihte sich Bergriese an Bergriese. Mächtige Wolkenungetüme machten die Blicke noch abwechslungsreicher.
Abwechslung boten aber auch die Kunstwerke, die hier aufgestellt sind. Nicht umsonst heißt dieser Weg auch Kunstweg. Ich war ja drauf und dran den Weg wegen der vielen Paare, die dargestellt sind, in Liebespaarweg umzutaufen. Da es in dem Drei-Dörfer-Ort aber bereits einen „Weg der Verliebten“ gibt, ließ ich es lieber sein. Hätte eh niemand auf mich gehört … Bald begann jedoch der Alpenrosenweg, ein schmaler Steig durch eine reiche Vegetation. Aussicht gab es nach Norden, Richtung Naturpark Kaunergrat.
Alpenrosen …
Da wir auf der Nordseite des Berges waren, führte uns der Steig zeitweise auch im Schatten. Die Pflanzen waren wahrscheinlich dankbar um den Sonnenschutz, denn sie wuchsen was das Zeug hält. Die Alpenrosenblüte hatte wohl ihre Hochsaison bereits überschritten, aber es waren noch genügend zu sehen, um den Namen des Weges zu verstehen. Rostblättrige Alpenrosen waren es übrigens, Zeichen für das Urgestein (das heute aber eigentlich anders heißt, aber mir gefällt der alte Name besser …), auf dem sie wachsen.
… und Enziane
Gelbe Enziane gab es auch zu sehen. Später auf der Tour, beim Schlussabstieg, auch noch die blauen, die zu Unrecht Schnapsflaschen zieren. Jedenfalls schlängelte sich der Weg bald mit leichtem auf und ab durch die dichte Vegetation und man konnte sich satt sehen an den Felsriesen nördlich von unserem Weg.
Tja, und eigentlich viel zu schnell war dann doch ein Fahrweg erreicht. Auf ihm ging es dann weiter bergab, in Serpentinen zur Schöngampalm. Eine Einkehr war unvermeidlich, ein frisches, kühles Getränk ist halt doch etwas anderes als die Wasserflasche, deren Inhalt schon seit Stunden im Rucksack hin- und her schwappte. Der eigentlich recht mühsame Aufstieg wurde mittels der Almbahn „bezwungen“. Sie brachte uns in wenigen Minuten hinauf zum Zwölferkopf. Hier steht ein silberner Würfel, nicht gerade passend in die umgebende Natur, aber vielleicht gerade deshalb trotzdem eine Bereicherung. Gegensätze ziehen sich halt an. Vorbei an vielen Stationen für Kinder ging es dann in Serpentinen hinab zum Fisser Joch.
Achtung: Wer diese überaus empfehlenswerte Wanderung nachwandern will sollte sich unbedingt erkundigen, ob und wann die Almbahn fährt. Ansonsten muss man nämlich zu Fuß zurück zum Fisser Joch gehen, und das ist kein Honigschlecken. Zumindest nicht für Nichtmasochisten oder Konditionstrainierende. Die Bahn fährt nämlich nicht immer.
Weitere Informationen
Tourismusverband Serfaus-Fiss-Ladis
Unterkunft:
Gut zu wissen: Das Hotel bietet täglich geführte Wandertouren an.
[Transparenz: Die Reise wurde unterstützt durch den Tourismusverband Serfaus-Fiss-Ladis.]