Das “Fisser Blochziehen”, einer der berühmtesten Fasnachtsbräuche im Alpenraum, ist ein äußerst rares Volksgut: Es findet nur alle vier Jahre in der Tiroler Ferienregion Serfaus-Fiss-Ladis statt. Am 28. Januar 2018 ist es im Dorf Fiss wieder soweit.
Im Allgemeinen haben Fasnachtsbräuche eine über Jahrhunderte gleichbleibende Dramaturgie. Die in historischen Masken und Kostümen handelnden Akteure, die meist den Widerstreit zwischen Gut und Böse darstellen, sind immer gleich. Das nur alle vier Jahre stattfindende Fisser Blochziehen im Tiroler Dorf Fiss weicht von diesem Schema deutlich ab: Die Leitfigur ist jedes Mal eine andere. Stand im Jahr 2010 der “Bajatzl”, eine schelmische Figur, im Zentrum des Geschehens, so übernahm 2014 der “Miasmann” die führende Rolle. Abgelöst wird er beim nächsten “Blochziehen” 2018 vom “Bären.” Die Rolle wird erneut von einem besonders großen und starken Burschen aus Fiss übernommen.
Das “Blochziehen”, das seit 2011 in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO in Österreich aufgenommen ist, geht auf einen Fisser Brauch zurück, bei dem ein 35 Meter langer und sechs Tonnen schwerer Zirbenstamm – der Bloch – durch das Dorf gezogen wird. Er steht symbolisch für einen Pflug, der die Felder zur Aussaat aufbricht und damit den Frühling einläutet. Nachdem der Tross die gewaltige Last am zentralen Dorfplatz erstmalig ablegen muss, begeben sich Bärentreiber, Jäger und Mohrelen alsbald auf große Bärenjagd. Nachdem dieser eingefangen ist, beginnt die Rede eines “Schallners” mit den Worten: “Das ist der große, braune Bär, er kommt tief vom Walde her, seine Augen leuchten feuerrot und das bedeutet sicheren Tod. Wir halten ihn fest in Bann und Eisen, dass er niemand von Euch kann zerreißen, wir halten ihn fest, dass keine Kette bricht, dafür ist Dankbarkeit Eure Pflicht.” Daraufhin wird der “Bär” mit einer Kette an die Deichsel gespannt, um gemeinsam mit dem Tross, den Bloch durch das Dorf zu ziehen. Das Ende der Kräfte naht und weitere Verstärkung ist von Nöten. Deshalb muss man sich erneut auf den Weg begeben, um nun den “Miasmann”, den Wilden Mann, einzufangen. Auch er wird schließlich neben dem Bären eingespannt.
Doch der “Bär” verträgt sich nicht mit dem “Miasmann.” So haben die Bärentreiber und der Fuhrmann, die zur Beaufsichtigung der wilden Gesellen eingeteilt sind, ihre liebe Not, Ruhe und Ordnung zu schaffen, um das Ziehen des Stamms einigermaßen in Gang zu halten. Doch damit nicht genug: Auch andere subversive Gestalten treiben ihr Unwesen, beispielsweise die Hexen, die ständig versuchen, “Bär” und “Miasmann” von der Kette zu befreien, um damit den Fortgang des Zugs zu stören. Das alles geschieht zur höchsten Erheiterung des Publikums, das sich auch über die bunten bis schaurigen Masken – zum Beispiel des “Bajatzl” und “Giggerler”, der “Mohrelen” und “Schallner” sowie über die stimmungsvolle Begleitung durch die Musikkapelle Fiss erfreut.
Beim “Fisser Blochziehen” werden wieder bis zu 10.000 Zuschauer erwartet. Der Zug startet am 28. Januar 2018 um 12.30 Uhr am Kulturhaus in Fiss und endet am Fonnesplatz, wo der Bloch durch den Bürgermeister versteigert wird.
Bildrechte: ©Serfaus-Fiss-Ladis (c) Andreas Kirschner
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