Ist das Kaufen und Packen eines Rucksacks eine Kunst? Eigentlich nicht. Aber man kann doch das eine oder andere falsch machen. Was man dann unterwegs bereut. Deshalb hier ein paar Tipps.
Beginnen wir mit dem Anfang: Man braucht einen Rucksack. Hier lauert schon mal der erste Fallstrick: Bequemlichkeitshalber geht mancher ins Internet (wenn nicht gleich in ein Nicht-Fachgeschäft, zum Kaffeeröster, in den Supermarkt oder sonstwo hin wo es alles gibt, nur vermutlich keinen ordentlichen Rucksack). Das mag OK sein, wenn ich mir einen City-Rucksack für ein paar Kleinigkeiten kaufe und der vor allem modisch sein und gut aussehen soll. Aber ein Rucksack für eine Wanderung? Oder gar für eine längere Tour? Den sollte man probieren, bevor man einen Fehlkauf macht. Also:
Vom Kaufen und Packen eines Rucksacks: Der Kauf
Hier warten schon mal die ersten Fallen. Welchen nehmen? Groß, klein, Ausstattung, Hersteller … die Auswahl ist riesig.
- Zuerst sollte man sich überlegen für was man den Rucksack braucht. Für eine Tageswanderung oder für mehrtägige Unternehmungen? Über Rucksäcke als Kofferersatz reden wir hier nicht, das ist nicht Thema dieses Artikels.
- Rucksäcke für längere Touren müssen zwangsläufig groß sein. Achten sollte man hier vor allem auf eine gute Unterteilung. Gut zu erreichende Fächer für wichtige Dinge, die man auch schnell mal braucht, sollten in ausreichender Menge vorhanden sein. Nach Fahrkarten, Geldbeutel, Landkarten etc. möchte man nicht lange kramen. Gut ist auch ein Fach, das zwar beim Abnehmen des Rucksacks schnell zu erreichen, aber so angebracht ist, dass ein Taschendieb nicht hinter dem Rücken des Trägers bequem an die Brieftasche kommt.
- Hüft- und Brustgurte zur Unterstützung beim Tragen sind bei solch großen Rucksäcken wohl immer vorhanden. Man sollte hier aber auf Bequemlichkeit (gepolstert?) achten. Ein gut eingestellter Hüftgurt soll etwa 70 Prozent der Last übernehmen. Rücken und Schultern damit entlastet.
- Das Material aus dem ein guter Rucksack besteht wird Nylon, Polaymid (z.B. Cordura als Markenname) oder Polyester sein.
- Wenn ein Regenüberzug vorhanden ist spart man sich die Anschaffung eines separaten. Wunder sollte man sich davon aber nicht versprechen. Weder von denen, die automatisch dabei sind noch von den extra gekauften. Sollte es mehr als nur nieseln und das über eine längere Zeit lassen sie nach meiner Erfahrung trotzdem relativ schnell Wasser durch. Deshalb ist es empfehlenswert, wenn der Rucksackinhalt zusätzlich in Kunststoffbeuteln etc. verpackt ist.
- Kaufe ich mir einen Rucksack für Tageswanderungen kann ich einige Nummern kleiner gehen, zwischen 20 und 40 Liter sind hier optimal. Da muss ja nicht so viel rein. Platz für Pullover und/oder Anorak, die man bei Hitze auszieht, sollte er aber schon bieten.
- Auch ein kleinerer Rucksack sollte optimalerweise mit Hüft- und Brustgurt ausgestattet sein, außerdem mit einem gepolsterten Rückenteil, damit sich harte Gegenstände nicht in den Rücken bohren. Das erhöht die Bequemlichkeit beim Tragen, weil es dabei auch die Schultern entlastet. Zudem rutscht der Rucksack bei unebenen Wegpassagen, bei vielleicht kleineren Klettereinlagen etc. nicht.
- Frauenrucksäcke gibt es auch; hier ist die Konstruktion der weiblichen Anatomie angepasst. Trotzdem empfehle ich beim Kauf alle möglichen Rucksäcke auszuprobieren, auch die für Männer.
- Dass man beim Tragen eines Rucksacks ins Schwitzen kommt, kann nicht völlig vermieden werden. Nun gibt es Rucksäcke mit Belüftungssystemen verschiedenster Art. Das kann ein Wulst sein, bei dem der Rucksack nur im Bereich der Wirbelsäule aufliegt, das kann ein Konstruktion mit Netz sein, die den Rücken vom direkten Kontakt mit dem Gepäck abhält. Das ist alles gut gemeint, aber nach längerem Tragen eines Rucksacks wird der Rücken meist trotzdem nass sein. Bei der Auswahl des Belüftungssystem kommt es ganz einfach auf das individuelle Tragegefühl an – Wunder sollte man sich davon jedoch nicht versprechen.
Vom Kaufen und Packen eines Rucksacks: Wie packt man den Rucksack richtig?
Das Grundprinzip ist: schwere Gegenstände in Rückennähe und unten in den Rucksack. Das erhöht die Stabilität und das Gleichgewicht beim Gehen. Dinge die man häufig braucht verstaut man in schnell zugänglichen Seitentaschen.
Essen und Trinken und mehr
Für den Inhalt eines Rucksacks gibt es eine Grundregel: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Dummer Kalauer, aber es lohnt, darüber nachzudenken. Denn jedes Stück im Rucksack bedeutet Gewicht und damit Konditionsverlust. Es soll Leute geben, die auf Mehrtageswanderungen ihre Zahnbürsten absägen, weil das Gewicht spart. Man kann‘s auch übertreiben …
Was braucht man also für eine Wanderung? Ganz klar und an erster Stelle: Was zu trinken! Hat man mal etwas zu essen vergessen, geht die Welt nicht unter. Durch die Anstrengungen einer Wanderung spürt man den Hunger eh nicht so sehr, weil man abgelenkt ist. Zudem kann man oft den Hunger unterwegs in Gastwirtschaften stillen. Intervalle von einigen Stunden sind dabei kein Problem. Oder man ernährt sich wie die Armeen früherer Zeiten aus dem Land: Je nach Jahreszeit findet man Beeren, Bucheckern, Nüsse, Obstbäume usw. Essen sollte man allerdings nur was man kennt. Ich selbst habe immer ein paar Nüsse/Studentenfutter, einen Müsliriegel o.ä. im Rucksack. Das nehme ich nie raus, ich darf nur das Auffüllen nicht vergessen, wenn ich es mal verbraucht habe. Aber dann hat man immer eine Notration dabei. Und schwer ist sowas ja nicht.
Anders ist es mit dem Trinken, vor allem an heißen Tagen. Einen Tag ohne einen Schluck zu trinken kann zur Qual werden. Und einfach mal so aus einem Bach einen Schluck nehmen ist nicht empfehlenswert. Was, das ist Geschmacksache. Wasser, Mineralwasser, Tee – kalt oder warm, Saft-/Wassermischungen. Alles ist möglich. Ich selbst bevorzuge schlichtes Wasser. Als Durstlöscher eher schlecht sind süße Getränke, besser etwas saures wie ein Schorle mit Grapefruitsaft. Das nimmt das Durstgefühl besser weg, ohne dass man mehr und mehr trinken möchte wie bei einem süßen Getränk. Abzuraten ist von eisgekühlten Getränken, womöglich in einem Thermogefäß. Manche Mägen reagieren nicht besonders erfreut darauf. Was man auch manchmal feststellen wird: Wasser-/Saftmischungenkönnen nach einiger Zeit etwas brackig schmecken, vor allem wenn die Flasche nicht mehr voll ist. Das kommt sicherlich von dem Geschüttele beim Gehen, aber auch von den Bakterien, die munter arbeiten können, wenn man direkt aus der Flasche trinkt und sie dadurch in das Gefäß einbringt.
Von der Menge her ist für eine Tageswanderung 1 Liter das Minimum. Das empfehle ich auch für kühle oder Wintertage. Im Sommer sollte man schon 2 Liter mitnehmen – tendenziell wird die Last ja im Laufe des Tages, wenn man müder wird, ja auch leichter. Der Umwelt zuliebe empfehlen sich wiederverwendbare Flaschen oder Wasserblasen. Letztere haben den Vorteil, dass ihr Schlauch aus dem Rucksack ragt und man bequem im Gehen immer wieder einen Schluck nehmen kann.
Zweckmäßig ist es auch, wenn man etwas Toilettenpapier mitnimmt. Die oft genutzte Variante mit Papiertaschentüchern ist schlecht für die Natur (und die Optik in der Landschaft), weil deren Papier nicht auf rasches Auflösen sondern auf Stabilität ausgelegt ist.
Kleidung
Wenn man morgens losgeht ist es meist noch kühl. Auch der Tagesrucksack sollte aber so dimensioniert sein, dass man im Laufe des Tages Kleidungsstücke darin unterbringen kann, wenn man zu schwitzen anfängt. Pullover und Anorak sind zwar nicht schwer, beanspruchen aber Platz.
Ersatzkleidung muss sein oder auch nicht. Ist man verschwitzt bringt Umziehen auch nicht viel. Die neue, trockene Kleidung ist bald wieder verschwitzt. Es sei denn, man macht an einem heißen Sommertag so lange Pause, dass die Kleidung in der Sonne trocknen kann. Da ist es besser, man zieht sich erst am Ziel um, damit man trocken nach Hause fahren kann.
Je nach Jahreszeit gehören auch eine warme Mütze, Handschuhe und ein warmer Schal ins Gepäck, auch wenn man sie vielleicht nicht sofort anzieht. Ein Sonnenschutz ist zu jeder Jahreszeit empfehlenswert. Sollte das Wetter nicht so ganz mitspielen empfiehlt sich auch ein Schirm – selbst wenn man Goretex-Kleidung trägt. Es gibt kleine, aber stabile Knirpse, die auch mal eine Windböe aushalten.
Für die Gesundheit
Außer den persönlichen Medikamenten am Wichtigsten sind meiner Meinung nach Blasenpflaster. Vor allem die vollflächig klebenden Heftpflaster, die man sofort (!!!), wenn es am Fuß zu reiben beginnt, aufbringen sollte. Damit kann man fast jede Blase verhindern. Man muss es aber gleich machen, bevor sie da ist. Ich kenne es aus eigener Erfahrung: Man geht noch bis zur nächsten Ecke, zur nächsten Bank oder Hütte. Dann ist es aber oft schon zu spät. Dann helfen nur noch die speziellen Blasenpflaster. Normale Pflaster sind auch nicht verkehrt.
Da man schneller als einem lieb ist sich mal den Fuß vertritt sollte auf jeden Fall eine elastische Binde im Gepäck sein. Wenn man diese im Falle eines Falles gleich anlegt, ist schon viel gerettet.
Eine Pinzette für Spreißel, die man sich vielleicht an einem hölzernen Geländer holt. Je nach Länge der Tour und persönlicher Empfindlichkeit Kopfschmerztabletten (Sonnenstich! – der sich allerdings oft erst abends bemerkbar macht), Salbe gegen Insektenstiche.
Wichtig aber auch: Sonnenschutzmittel. Man sollte es morgens gleich aufbringen und vor allem: immer wieder erneuern.
Sonstiger Klimbim
Wenn man damit umgehen kann: ein Kompass. Etwas zum Schreiben kann auch kein Fehler sein. Manchen kommen ja beim Gehen die besten Ideen, die aber bis daheim wieder vergessen sind. Ein Taschenmesser. Handy und wichtige Telefonnummern (112 hat man ja sicher im Kopf).
Gemeinsam nutzen
Sind mehrere Personen unterwegs muss ja nicht jeder die gleich Ausrüstung mitnehmen. Da empfiehlt sich eine Absprache, wer jetzt die Notfallausrüstung, wer das Taschenmesser etc. trägt.