Wandertipps

Durch das schöne Hohenlohe – Wandern entlang der Murrbahn

Mit der Murrbahn durch das schöne Hohenlohe

[Werbung] Dieses Mal war ich im Auftrag von bwegt, der neuen Mobilitätsmarke in Baden-Württemberg, auf Wandertour. Wobei ich sagen muss, eigentlich bin ich ja fast jeden Tag unterwegs. Das Besondere heute: Ich fahre bequem mit dem bwegt-Zug in seinen gemütlich eingerichteten neuen Wagen mit dem Landeswappen zum Ausgangsort.
Wandern mit der Bahn mache ich zwar ab und zu, habe auch schon ein paar Bücher über diese Möglichkeit der Anfahrt geschrieben, aber es passt halt nicht immer. Heute passt es.

Dieter Buck unterwegs mit bwegt.

Foto: ©bwegt – Mobilitätsmarke

Ausgesucht habe ich mir eine Strecke am Anfang der Murrbahn, die in Crailsheim beginnt. Unweit davon steht auf einer Anhöhe der vom Schwäbischen Albverein in unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit erbaute Burgbergturm. Nun war ich ja schon öfters in der Gegend, dort hinauf hat es mich aber seltsamerweise noch nie verschlagen. Da es in Ilshofen-Eckartshausen einen recht geschickt liegenden Bahnhof gibt, startet meine Tour dort.

Am Anfang steht das Schlüsselholen

Zuerst steht aber etwas anderes auf dem Programm: Der Turm ist nur sonn- und feiertags geöffnet. An anderen Tagen muss man sich den Schlüssel bei Ilse Bühler holen. Sie wohnt in der Nähe des Bahnhofs und ist, wie eigentlich alle Menschen hier im Dunstkreis von Franken und Hohenlohe, ausgesprochen nett und freundlich. Auch um einen guten Tipp zum Wegverlauf ist sie nicht verlegen.

Und so startet diese Tour schon recht gut, mit einem freundliche Lächeln und guten Wünschen für die Wanderung.

Dann folgt zuerst einmal eine kurze Strecke durch den Ort. Abwechslung bieten die freilaufenden Hühner in einem Garten, glückliches Volk, bleibt nur zu hoffen, dass nicht einmal die Hühnersuppe auf sie wartet. Die Tiere gegenüber am Gartenzaun sind dafür künstlich geschaffen: Marienkäfer, Schnecken, Steinböcke und andere Skulpturen. Kinder würden sich daran erfreuen. Ebenso an dem Spielplatz am Ortsende, bei dem man sie aber auf die Rückkehr vertrösten müsste.

Mit der Murrbahn zu den Wiesen bei Eckartshausen

Danach geht es durch Wiesen und Felder zum Wald. Es ist Sommer und das Getreide leuchtet gelb in der Sonne. Aber auch die Sonne leuchtet, denn sie schickt ihre Strahlen durch einen Apfelbaum. Weil es recht früh ist und sie noch tief steht, brechen sich die Strahlen zu einem Sonnenkranz. Simpel, einfach, eine physikalische Angelegenheit – hätte ich in der Schule aufgepasst, könnte ich es erklären – aber immer wieder ein Erlebnis.

Die Sonnenstrahlen brechen am frühen Morgen durch die Baumkrone.

Ein Erlebnis ist auch der folgende Wald. Jetzt im Hochsommer freut man sich an seinem kühlenden Schatten. Im Frühjahr mit frischem Grün und wahrscheinlich dem jahreszeitlich passenden Bodenbewuchs aus Anemonen; vor allem aber im Herbst muss er eine Farbenpracht abgeben, die das Wandern in ihm zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.

Der Weg steigt recht mäßig an – man kann es kaum glauben, dass man auf einen Berg mit einem Aussichtsturm geht. Ist aber auch gut so: Es war wie immer beim Bahnfahren: Kaum rollte der Zug, meldete sich der Hunger. Aber nicht nur bei mir. Überall raschelte es, jeder packte sein Vesper aus. Was hat die Bahn nur an sich?

Roth Ruhe – mit oder ohne rot

Jedenfalls ist der Bauch voll und würde noch keine steile Steigung vertragen. Bald kommt eine Raststation, die 1890 errichtete Roth Ruhe, die auch mit einer Bank ausgestattet ist. Vor ihr kündet ein Stein vom Bau der Burgbergstraße in den Jahren 1887 bis 1890.

Kühle Erholung bei der Roth Ruhe

Ich bin ja bescheiden, angesichts des vollen Magens reicht mir ein Schluck aus der Wasserflasche. Und weiter geht es, immer noch geradeaus, zwar mit einigen Windungen, vorbei am Teufelsklingenweg, aber ohne Abzweig bis zu einer Wegspinne. Jetzt muss man nach links abbiegen.

Wobei ich hier gerade merke, dass meine Karte entweder etwas älter ist, oder diese generell nicht stimmt – die markierten Wanderwege verlaufen etwas anders als auf meiner Karte verzeichnet, ich habe den Weg mit dem blauen Balken auch bereits verlassen – wenn ich ihm gefolgt wäre, wäre ich an der Wasserscheide zwischen der Jagst und der Bühler vorbei gekommen.

So musste ich mir meinen Weg also alleine suchen. Im dichten Wald ist das ja nicht ganz so einfach. Hat aber funktioniert. Auch dank einer Navigationsapp, die noch nicht einmal das Netz braucht.

Jedenfalls, jetzt geht es nach links, etwas später auf dem Burgbergweg nach rechts. Danach folgt der einzige etwas steilere Anstieg der Tour. Zum Glück ist er nur kurz. Nach dem Wald sind drei Mammutbäume zu sehen. Kurz ihre Geschichte gefällig? Sie ist hoch interessant:

Auch ein König kann sich täuschen

Der auch Wellingtonie genannte amerikanische Gebirgsmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) wurde erst 1850 von dem Engländer Lobb in der Sierra Nevada (Kalifornien) entdeckt. Er fand dort einen Bestand von neunzig Bäumen des bis dahin unbekannten, zur Familie der Sumpfzypressen gehörenden Nadelbaumes. Die Entdeckung erregte ein derartiges Aufsehen, dass der Baum von den Engländern nach ihrem Nationalheiligen „Wellingtonia“, von den Amerikanern „Washingtonia“ benannt wurde. Der lateinische Name entstand dadurch, dass man später eine Verwandtschaft zu der schon einige Jahre vorher entdeckten „Sequoia“ feststellte. Der Gattungsname kommt von Se-Quo-Yah. Dies war ein Irokese, der als erster ein indianisches Alphabet entwickelte; er führte bei den Indianern Nordamerikas auch die Schrift ein. Die ersten Bäume kamen 1853 nach Europa, in Württemberg ließ König Wilhelm I. („der König unter den Landwirten und der Landwirt unter den Königen“) Samen in den Kalthäusern der Wilhelma aussäen.

Weil die Bäume so groß sind dachte der König, dass auch die Samen groß sein müssten und bestellte ein Pfund davon. Nun sind aber die Samen der Mammutbäume ausgesprochen klein und leicht und es kamen ein paar Tausend davon ins Land.

Mammutbäume unterhalb des Burgbergturms

Die Topfpflänzchen wurden im Jahre 1865 an die Staatswaldungen im Land verteilt, um zu erproben, ob dieser Baum, der schnell wächst und große Holzmengen liefert, auch in unseren Wäldern heimisch wird. Allerdings sind in dem kalten Winter 1879/80 die meisten der Bäumchen erfroren. Die verbliebenen sind nun vierzig bis fünfzig Meter hoch und damit höher als die heimischen Baumarten.

In Amerika gibt es Mammutbäume im Alter von bis zu 4000 Jahren, bis zu 120 Meter hoch und mit einem Durchmesser über 15 Meter. Als dort 1891 ein Riesen-Mammut gefällt wurde, zählte man auf seiner entrindeten Stammscheibe bei einem Durchmesser von 3,60 Meter 1341 Jahresringe. Der – auch industriefeste – Baum kam in der Zeit des Tertiärs auf der gesamten Nordhemisphäre vor; sein Holz war wesentlich an der Braunkohlebildung beteiligt.

Diese drei Mammutbäume hier sind zwar (noch nicht) so groß wie ihre berühmten amerikanischen Zeitgenossen, dafür weisen sie aber eine ungewöhnliche Wuchsform auf, sowas habe ich noch nie gesehen. Der erste ist etwa in mittlerer Höhe gespalten. Ob da wohl ein Blitz seine Hände mit im Spiel hatte? Die beiden anderen sind bis kurz über dem Erdboden zusammen gewachsen, streben dann aber als zwei Einzelbäume gen Himmel. Ob sie eine gemeinsame Wurzel haben oder auch einmal ganz früh gespalten wurden? Rätsel über Rätsel.

Jedenfalls jetzt steigt es an, auf dem einzigen Naturpfad dieser Wanderung übrigens. Türkenbundlilien säumen den Weg. Das ist auch nicht alltäglich.

Heute keine Einkehr

Nach ein paar Windungen stehe ich oben auf der Hochfläche. Ein Kirchenmodell weist darauf hin, dass hier einmal eine beliebte Wallfahrtskirche stand. Eine erste schöne Aussicht hat man bereits von hier, sie wird aber später auf dem Turm noch getoppt werden.

Eine Tafel erzählt die Sagen von den drei Steinen und dem Marienbrunnen. Dahinter sehe ich eine Büste von König Wilhelm I. Ja, genau der mit den Mammutbäumen. Und ein kleines Exemplar dieser Sorte wächst auch hinter der Büste.

Modell der ehemaligen Wallfahrtskirche und Büste von König Wilhelm I

Dahinter wartet bereits der Aussichtsturm. Davor laden Tische, Bänke und Stühle zur Rast. Leider bietet der Burgbergwirt aber nur sonn- und feiertags eine Vesperkarte mit verschiedenen Würstchen und anderem, außerdem Kaffee und Kuchen an. Heute ist aber ein Werktag. Schade. Nur nicht dran denken …

Dieter Buck wandert entlang der Murrbahn mit bwegt

Foto: ©bwegt – Mobilitätsmarke

Einen Schlüssel habe ich ja zum Glück, also in den Turm und hinauf. 145 Stufen sind es insgesamt, und es wird immer wärmer. Oben öffne ich dann die Rolläden und genieße den Ausblick aus den vier Öffnungen. Ein kurzer Blick auf das GPS-Gerät zeigt was ich bereits “geleistet” habe: Bis zum Turm 7,5 Kilometer in1 ¾ Stunden und, einschließlich Turm, 150 Höhenmeter. Immerhin.

Dank Schwäbischem Albverein: Hohenloher Ebene vom Feinsten

Vom Burgbergturm hat man eine wunderschöne Aussicht

Hier sei einfach mal aufgezählt, was alles vom hohenloher und fränkischen Land zu sehen ist:

  • Durch die erste Öffnung sieht man nach Nordost, von links gesehen zur Frankenhöhe, zur Hohenloher Ebene, zur Crailsheimer Hardt und zu den Ellwanger Bergen.
  • Die zweite Öffnung geht nach Südost, von links gesehen sieht man Schloss Baldern und den Ipf, das Härtsfeld, die Ellwanger Bergen, die Mittlere Alb mit den Kaiserbergen und bis nach Südwest mit der Frickenhofer Höhe.
  • Durch die dritte Öffnung sieht man nach Südwest zum Welzheimer Wald, zum Murrhardter Wald, den Löwensteiner Bergen, dem Mainhardter Wald, zum Odenwald im Hintergrund, und zu den Haller und Hohenloher Bergen.
  • Die vierte Öffnung richtet sich nach Nordwest: auf der linken Seite zum Odenwald, zur Hohenloher Ebene (Fränkischer Schild) und bis zur Frankenhöhe im Nordosten.

Es braucht eine Weile, bis ich alles gesucht und gefunden habe. Zum Glück scheint die Sonne und ich kann die Aussicht so richtig genießen. Das Weinschorle zum Genuss fehlt halt …

Erbauung und Liebe

Über den Öffnungen sind Zeichnungen der zu sehenden Landschaft angebracht – oder hat jemand beim Lesen der obigen Aufzählung gedacht, ich wüsste das alleine?! 🙂 So ist es nun auch wieder nicht … Dabei finden wir folgenden Sinnspruch, ganz im Stil der Erbauungszeit des Turms: “Uns zum Geschenk ist dieser Turm erstellt, dann wir uns freu’n an Gottes Welt./Nun liegt’s an uns ob man im rechten Geist und dankbar sich des Baues wert erweist,/dass unser Burgberg sei nun immer da und unverschandelt, was immer war:/als Ort des Friedens und der weiten Schau Liebling und Kleinod unserem Heimatgau.”

Zu diesem doch etwas nachdenklich machenden Spruch passen auch die eigentlich eher unerwünschten Kritzeleien an der Holzwand: Rundum ein Fries von Herzchen, ist ja gut, Liebe ist ja schön und wichtig. Außerdem ein von einem großen Herzen eingerahmter Satz: “Ich Bin in Dich vergnalt”. Wenn die Liebe beim Schreibenden zumindest so groß war wie die Grammatik falsch, dann ist es ja recht …

"Ich bin in Dich vergnalt"

Also Halbzeit, wieder hinab

Der Turm wird gut verschlossen, Fensteröffnungen und die Eingangstüre auch, und auf – beziehungsweise abwärts geht es. Anfangs wieder auf einem Naturpfad, dann aber weiter auf einem Asphaltsträßchen, auf dem mir auch prompt ein Traktor mit nachfolgendem Auto entgegenkommt.

Totholz ist wertvoll: die Markgrafeneiche

Eine außergewöhnliche Natursehenswürdigkeit erwartet mich bald: Die Markgrafeneiche. Dieser mächtige Baum ist zwar ein Riese, leider aber abgestorben. Jetzt dient er als Totholz neuem Leben beim Wachsen.

Mit der Murrbahn zur Markgrafeneiche und schönen Seen

Danach spaziere ich an drei Seen vorbei. Beim ersten lockt eine kleine Holzhütte zur Rast. Er erweckt einen fast skandinavischen Eindruck. Die anderen beiden Seen sind hinter den Bäumen verborgen, der letzte zieht mich aber an: Von der anderen Seite finde ich einen Zugang und sehe, im derzeit abgelassenen Becken, eine reiche Blütenpracht.

Bald hört der Wald auf, nun wandere ich wieder zwischen den Wiesen. Die eine oder andere Blume ist noch zu sehen. In dem kleinen Weiler Ölhaus sehe ich eine weitere Besonderheit: einen Bauerngarten wie zu Omas Zeiten. Ach, ist das romantisch. Oder doch eher rückwärtsgewandt? Nein, eigentlich nicht, ein Bauerngarten zur Selbstversorgung ist doch was Feines. Und ist das derzeit nicht sogar wieder en vogue?

Bauerngarten in Ölhaus

Auch nach Ölhaus erwarten mich Wiesen, gesäumt von einem Rand aus Mädesüß, die zum Riechen locken. Rechts verläuft die Bahnlinie. Den Fotoapparat habe ich gezückt und vorbereitet. Möchte ich doch so gerne eine bwegt-Bahn fotografieren. Es kommt aber keine, nur eine rote Zuggarnitur. Ist aber auch nicht schlecht, denn das passt farblich gut in die Landschaft.

Und bald habe ich wieder meinen von Anfang her bekannten Weg erreicht. Und kurz danach den Bahnhof. Jetzt noch schnell den Schlüssel bei der freundlichen Ilse Bühler in den Briefkasten geworfen, und die Murrbahn kann kommen. Ich freue mich schon darauf: Ich werde die Füße ausstrecken, auf dem Heimweg die Landschaft genießen und ein bisschen das WLan nutzen.

Noch ein letzter Blick auf die Technik. Was habe ich heute geschafft: Na, immerhin 15,5 Kilometer und die erwähnten 150 Höhenmeter. Unterwegs war ich 4 Stunden. Passt.

Weitere Informationen:

Kartentipp: Freizeitkarte F519 Crailsheim des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (LGL), 1:50 000.
Sonstiges: An Sonn- und Feiertagen ist der Turm geöffnet. Ansonsten erhält man den Schlüssel bei Ilse Bühler, Eckartshausen, Sommerberg 28, Telefon 07904 204.
Einkehren: Sonntags und feiertags ist der Burgbergturm bewirtschaftet. Bitte unbedingt aber vorher anrufen. Aber auch ohne Turmbesteigung hat man vom Modell der Wallfahrtskirche aus einen Blick in die Landschaft.
ÖPNV: Die Murrbahn verkehrt zwischen Crailsheim und Stuttgart und zählt zu bwegt, der neuen Mobilitätsmarke in Baden-Württemberg.

Eine genaue Beschreibung der Wanderung sowie eine interessante Foto- und Filmdokumentation gibt es hier: www.bwegt.de

Zu einem Interview, das bwegt mit mir geführt hat, geht es hier.

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[…] von Crailsheim nach Stuttgart und die Gäubahn von Stuttgart nach Konstanz am Bodensee. Für meine erste Tour mit bwegt habe ich die Murrbahn genommen, diesmal fuhr ich auf der Gäubahnstrecke Richtung […]

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